· 

Niederländischer Zeitzeuge am KvGG

Der Geschichte ein Gesicht geben

„Das ist das erste Mal, dass ich als Zeitzeuge an einer deutschen Schule in niederländischer Sprache mein ganz persönliches Schicksal schildere,“ so kommentiert Lodewijk van Mourik seine Premiere am KvGG. 38 Schülerinnen und Schüler der Q1 nimmt der Zeitzeuge mit in die Vergangenheit, in die 1940er Jahre des Zweiten Weltkriegs. „Wanneer ik geboren ben? Ik weet het niet?!“ Vier mögliche Geburtstage schweben ihm vor, doch der als Jacob Levie (Loek) de Vries in Amsterdam Geborene kann niemanden nach seinem wahren Geburtstag befragen: 1943 wird seine Familie bei einer Razzia in Amsterdam zum ehemaligen Theater Hollandsche Schouwburg gebracht, einer von den Nazis eingerichteten Sammelstelle für Jüdinnen und Juden. Während seine Familie über das niederländische Lager Vught ins polnische Vernichtungslager Sobibor abtransportiert wird, lassen Mitglieder der niederländischen Widerstandsbewegung Jacob bei einer Pflegefamilie untertauchen. Zur Zeit der deutschen Besatzung wurden 75 Prozent der jüdischen Bevölkerung der Niederlande deportiert und in Konzentrationslagern im Osten ermordet. Loeks Familie kam in den Gaskammern von Sobibor ums Leben. Was es bedeutet, ohne Identität, ohne die eigene Familie durchs Leben zu gehen, davon erzählt der Zeitzeuge Loek, der auf seiner Suche nach (s)einer Identität irgendwann den Namen seiner niederländischen Pflegefamilie annahm. „Ook al ben je alleen, je kunt toch iets van de leven maken!“ lautet die Botschaft von Lodewijk van Mourik, dem niederländischen Zeitzeugen, der ein lebendiges Bild der Vergangenheit vermittelt und der einem persönlichen Eindruck von erlebter und erlittener Geschichte ein Gesicht gibt.

 

Schülerinnen und Schüler des KvGG mit dem Zeitzeugen Lodewijk van Mourik