· 

Frau Weyl digital zu Gast am KvGG & Dokumentationsabend der Auschwitzfahrt der Q2

„Wir müssen uns gemeinsam dafür einsetzen, dass so etwas nie wieder passiert“ – Ein Tag gegen das Vergessen

Zeitzeugin Eva Weyl online zu Gast am KvGG

„Wir wünschen uns, dass Frau Weyl 100 Jahre alt wird, sodass auch wir sie kennen lernen und ihre Geschichte hören dürfen“, so Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 7, die von den Inhalten des digitalen Besuchs von Frau Eva Weyl am 13.03.24 in der Jahrgangsstufe 9 gehört hatten.

 

Frau Weyl sprach auf den Bildschirmen, und ihre Worte waren in allen Kursräumen der Jahrgangsstufe 9 zu hören, in denen die Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrerinnen und Lehrern saßen und zuhörten. Die Tochter jüdischer Eltern berichtete ihren Zuhörerinnen und Zuhörern, wie sie als jüdisches Kind im Nationalsozialismus lebte.

 

Das Kaufhaus der Familie Weyl in Kleve wurde enteignet. Da die Unterdrückung der Juden im Deutschland der Dreißiger Jahre immer bedrohlicher wurde, floh die Familie Weyl in die Niederlande, um sich vor den Nazis zu retten. Die Kindheit des kleinen Mädchens Eva, das in Arnheim geboren wurde und aufwachsen sollte, erfuhr einen plötzlichen Bruch, als die Niederlande überfallen und die jüdische Familie in das Lager Westerbork gesperrt wurde.

 

Die Familie musste, teils zu Fuß, mehrere Kilometer bei eisiger Kälte den Weg in das Durchgangslager antreten und konnte nur wenig Hab und Gut mitnehmen. Das Mädchen Eva im Grundschulalter lebte drei Jahre in dem Lager, das Frau Weyl in ihrem Vortrag als „perfide Scheinwelt“ beschrieb. So gab es dort zum Beispiel ein Krankenhaus, in dem Menschen gepflegt wurden. Später wurden sie in den Tod geschickt. Auch die Familie Weyl sollte getötet werden, wie alle jüdischen Menschen. Über 100.000 von ihnen wurden nach Auschwitz transportiert und dort umgebracht. Nur 5.000 Juden überlebten das „Camp Westerbork“. Dass die Familie Weyl zu den Überlebenden gehörte, war nur glücklichen Umständen zu verdanken. Ein Bekannter des Vaters stellte einmal die Meldung für den wöchentlichen Zug nach Auschwitz zurück. Beim nächsten Mal, als der Transportzug sich auf den Weg machen sollte, gab es einen Luftangriff auf das Lager, der die Transportlisten vernichtete, sodass der Zug nicht fahren konnte.

 

Frau Weyl erwähnte auch den „gnadenlosen“ (Zitat) Lagerkommandanten Albert Konrad Gemmeker, der, für sie unfassbar, lediglich zehn Jahre Haft für seine Gräueltaten bekam. Mit seiner Enkelin Anke Winter, die sehr unter der Last durch das Erbe ihres Großvaters leidet, arbeitete sie eine Zeit lang gemeinsam an Schulen, um über die Gräuel des Nationalsozialismus aufzuklären. Es ist eine eindringliche Nachricht, die beide Frauen vor allem jungen Menschen mitgeben möchten: „Wir haben die Aufgabe zu warnen.“

 

Den 12.04.1945, den Tag der Befreiung des Lagers, begeht Frau Weyl auch heute noch als Feiertag.

 

Den Schülerinnen und Schülern, die dem Vortrag gebannt und berührt lauschten, und ihr Interesse mit vielen Fragen bekundeten, gab Frau Weil zum Schluss mit auf den Weg:

 

„Ihr sollt euch daran erinnern! Lasst eure Herzen sprechen und verurteilt niemanden, bevor ihr ihn nicht kennengelernt habt!“

 

Dokumentationsabend der Auschwitzfahrt der Q2

Am Dokumentationsabend der diesjährigen Exkursion nach Auschwitz, ebenfalls am 13.03.24, stellten die Schülerinnen und Schüler der Q2 ihren interessierten Gästen ihre Eindrücke vor und teilten ihre Erfahrungen. Auch der Bürgermeister Herr Dr. Dominik Pichler war anwesend.

 

Die Veranstaltung begann mit einer Begrüßung durch Zozan Ayhan und Marvin Kreutz. Anschließend trug Anne Aretz das "Theme from Schindler's List" von John Williams auf ihrer Bratsche vor. Melek Gümüshan folgte mit einer Interpretation von Paul Celans "Todesfuge". Danach brachten Kerstin Schmitz und Noah Johnson mit ihrem Musikstück "People Help the People" von Birdy eine weitere emotionale Dimension in die Veranstaltung. Frau Diehr begrüßte das Publikum und hob die Bedeutung der Auschwitzfahrt hervor, bevor Céline van Heck und Poushali Mukherjee einen Dialog aus Elie Wiesels (Friedensnobelträger von 1986, der Auschwitz überlebte) Werk „Mutter und Kind“ präsentierten. Diese vielschichtige Darbietung bot den Besucherinnen und Besuchern einen Einblick in die unterschiedlichen Facetten und Emotionen, die im Kontext der Auschwitzfahrt erlebt wurden.

 

Zum Schluss wiesen Zozan Ayhan und Marvin Kreutz auf die vier Ausstellungsräume hin, in denen die verschiedene Eindrücke der Fahrt nachempfunden werden konnten. Im ersten Raum wurde auf Stellwänden Selbstgemaltes präsentiert, das die Schülerinnen und Schüler während ihrer Auschwitzfahrt angefertigt hatten. In einem weiteren Raum berichtete Nicole Zientek den Zuhörerinnen und Zuhörern über das Treffen der Gruppe mit der Zeitzeugin Rena Rach im Museum Galicia in Krakau. Darüber hinaus wurde ein Film gezeigt, in dem die Teilnehmenden der Auschwitzfahrt ihre Eindrücke schilderten. Ein besonderes Erlebnis für die Gäste des Abends war zweifellos der virtuelle Rundgang durch Auschwitz und Auschwitz-Birkenau mithilfe von VR-Brillen. Diese einzigartige Erfahrung fand im vierten Raum statt, wo die Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit hatten, mithilfe der virtuellen Realität das Stammlager Auschwitz und Auschwitz-Birkenau hautnah zu erleben.

 

„Die direkte Begegnung mit Auschwitz hinterlässt einen bleibenden Eindruck und ist von unschätzbarem Wert", erklärte Lukas Knappmann und Céline van Heck ergänzte: „Diese Fahrt zur Gedenkstätte hat mir die Geschichte des Lebens und Leidens der Menschen während des Nationalsozialismus so viel näher gebracht!“

 

Ein herzlicher Dank geht an Frau Kröselberg für die Organisation des Dokumentationsabends und an Frau Corbach und Herrn Lauks für die Begleitung der Auschwitzexkursion. Ein besonderer Dank gilt den Schülerinnen und Schülern für die Durchführung eines beeindruckenden Abends!